VON ENGELN, STERNEN UND ANDEREN ANMACHSPRÜCHEN

Wie haben Sie eigentlich das letzte Mal geflirtet. Augenkontakt? Blick halten? Schüchtern nach unten schauen, zurückblicken. Interesse geweckt? Aber dann
muss ein Spruch her. Am besten ein netter, intelligenter, aber nicht zu komplizierter Spruch. Ein richtig guter Anmachspruch eben. Aber da wird es kompliziert. Denn meistens führt das nicht zum Erfolg.


„Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so genüsslich eine Zigarette raucht.“ Mit diesem Spruch kam Thomas auf mich zu und stellte sich neben mich an die Bar. Es war 4 Uhr morgens, ich war vollkommen k.o. vom Tanzen – und ja, es ist verdammt lange her. Und trotzdem ist mir dieser Spruch in Erinnerung geblieben. Denn er war zwar nicht besonders originell, intelligent oder charmant – aber eben trotzdem anders als bisherige und übliche.
Thomas hatte damals natürlich auch zuerst Blickkontakt aufgenommen. Er schaute ganz verlegen zu mir herüber, ich entdeckte ihn, schaute aber weg. komischer Vogel. Was starrt der so? Ich konzentrierte mich auf mein Getränk und meine Kippe. Schon wieder schaute er. Und ich natürlich wieder genau drauf reingefallen. Zurück geguckt. Mist, er begann, sich in Bewegung zu setzen. Und kommt auf mich zu. Und mit dem eben zitierten Spruch stellte er sich neben mich. Und blieb stehen. Redete mit mir. Und am Ende redeten wir die ganze Nacht. Und noch ein paar Monate länger. War das nun also ein guter oder schlechter Anmachspruch?

Ein anderes Mal saß ich im Park. Ich verbrachte meine Sonntage gern unter meinem Lieblingsbaum nahe des kleinen Biergartens und starrte abwechselnd in die Baumkrone, den Himmel, in ein Buch oder auf andere Menschen. Ich liebte das Allein sein. Ich wollte einfach verdammt glücklich die Ruhe genießen.
Ungeschminkt, auch einfach mal gar nicht in Sonntags-Kleid sondern Mottenkisten-Shirt. Und da passierte es. Ein Mann kam auf mich zu. Zielgerichtet steuerte er auf meine Decke zu. Eine Kollision schien unvermeidlich. Und dann stoppte er direkt vor mir. „Bist du öfter sonntags hier?“ – „Äh, ja, manchmal.“ – „Cool.“ Ja. Nein. Bitte gehen. Aber er hockte sich ins Gras und versuchte, ein Gespräch zu beginnen. Es wurde nicht besser. Und am Ende betonte ich, dass ich gern ALLEIN hier bin, die Zeit und Ruhe FÜR MICH genieße. Bis er dann irgendwann resigniert den Rückzug antrat. Puh.

Und eine Geschichte hab ich noch: Die von Tim. Der war irgendwie besonders. Es war ein Dienstag Abend und ich war vollkommen sauer auf alles. Die Welt, mein letztes Date und mich selbst. Voller Frust, mit miesem Gesichtsausdruck und voller Kampfgeist betrat ich mein Lieblingsrestaurant; dort wollte ich mich mit meiner besten Freundin treffen, um das Leben zu verfluchen. Ich saß eine Weile mit ihr am Tisch, da fuchtelte ein Typ vier Plätze weiter mit den Armen. Ich schaute rüber. Wer war das? Was sollte das? Kannte ich den? Auch meine Freundin wurde nervös. „Was ist mit ihm? Kennt der dich?“ – „Nee. Keine Ahnung.“ Als wir den Abend beenden wollten, gezahlt hatten und aufstehen wollten, sprang der Typ plötzlich auf. „Hey, warte mal“, rief er. „Ich muss dich unbedingt kennen lernen. Du bist meine Traumfrau. Gehst du mit mir mal was essen?“ Ich war vollkommen perplex. Was war denn das bitte? Irgendwie witzig. Aber mir in dem Moment einfach zu viel.

Ich lehnte freundlich ab und verabschiedete mich. Der Typ blieb mir zwar im Kopf, aber die Chance hatte ich verpasst, dachte ich. Und manchmal kommt es anders, als man denkt. Zwei Tage später hatte ich eine Nachricht auf Instagram. „Ich bin es, Tim vom letzten Dienstag. Der Typ, der dich unbedingt kennen lernen will. Gib dir einen Ruck. Geh mit mir essen.“ Ich ließ mir genüsslich noch 24 Stunden Zeit für eine Antwort. Dann trafen wir uns. Und was soll ich sagen – es war der Anfang einer ganz großen Liebesgeschichte. Fazit: ich weiß nicht, ob es den perfekten Anmachspruch gibt. Wahrscheinlich nicht. Es ist wohl immer ein Zusammenspiel aus Blicken, entschiedener Vorgehensweise, einer charmanten Art und Weise und Sympathie. Letztlich entscheidet ja auch immer die eigene Stimmung, ob ich bereit bin, ein Gespräch zu beginnen und mich auf jemanden einzulassen. Ist ja spannend, einfach demnächst mal zu sehen, was
so kommt.

Erschienen auf rtl.de


Aufgeschlossener Super-Flirter oder zurückhaltende Mimose – am Ende findet doch jeder Topf seinen Deckel. Aber bis dahin ist es für viele ein langer Weg. Flirten will gelernt sein! Was es trotzdem zu beachten gibt und wie Sie an sich arbeiten können, verraten wir hier.

Warum flirten wir?
Flirten und Anmachen liegt sozusagen in der Biologie der Menschen. Einen Partner zu suchen und zu finden ist ja etwas ganz archaisches. Denn das hat uns die Evolution ja in die Wiege gelegt: Vermehre dich! Und dazu braucht es nunmal einen geeigneten Partner. Und wie zeige ich dem Angebeteten / der Angebeteten also, dass ich ihn oder sie interessant finde? Genau, indem ich flirte. Ich signalisiere mit meinem ganzen Körper, dass ich bereit bin, den anderen kennen zu lernen. Flirten ist etwas wirklich ganz Menschliches und ist fast in allen Kulturen auf der ganzen Welt gleich. Es kommt auch von ganz allein. Niemand lernt Flirten in der Schule sondern es ist uns in den Genen mitgegeben. An der Perfektion lässt sich dann bekanntlich arbeiten.
Übrigens: Dass Männer, wenn sie flirten, in Gegenwart von Frauen gern mal laut aufdrehen und sich präsentieren möchten, finden wir auch im Tierreich: Der Pfau, der sein Rad aufstellt? Der Gorilla, der sich auf die Brust trommelt? Oder das Amselmännchen, das sich aufplustert! Aha! Und was machen die Frauen? Dezente Zurückhaltung. Scheues Zurückziehen. Nimm mich, hier bin ich!

Was sind gute Anmachsprüche?

Schlecht sind auf jeden Fall diese hier: „Ich hab meine Schlüssel verloren, kann ich bei Dir schlafen?“, ich hab meine Nummer nicht im Kopf, kann ich deine haben?“, „Sind deine Eltern Architekten – du bist so verdammt gut gebaut“, „Die Farbe deiner Augen passt super zu meiner Bettwäsche.“, „Hey Schnitte, schon belegt?“ Aber es gibt wohl auch charmante Sätze, die Mann oder Frau gern hören können: „Ich habe bemerkt, dass du mich bemerkst!“ „Ich weiß, wir kennen uns nicht, aber das hat sich ja gerade geändert. Mein Name ist …!“ oder „Würden wir beide nicht reizend als Marzipanfiguren auf einer Hochzeitstorte aussehen?“ – jetzt kennen Sie diese Sprüche natürlich und die anderen Leser auch. Damit ist der Überraschungs-Effekt wohl dahin. Ist aber nicht so schlimm, denn es kommt noch auf ganz andere Sachen an.

Was ist noch wichtig?
Es kommt gar nicht auf einen ausgefallenen Spruch an. Wer Erfolg haben möchte, kann auch einen ganz normalen Satz sagen, um dem Anderen näher zu kommen. „Hast du Feuer / ein Taschentuch etc?“ „Darf ich ein Foto von uns machen?“ Oder einfach nach dem Weg fragen. Es geht ja in diesem Augenblick nicht um den Inhalt sondern um ein sympathisches Auftreten. Wichtig ist Natürlichkeit. Und dann kann es entweder funktionieren – oder schief gehen. Einen Korb zu bekommen hat noch niemanden umgebracht.


Worauf stehen die Deutschen?
Es gibt einige Orte, die wohl besonders geeignet sind fürs Flirten. Laut einer Parship-Umfrage sind Bars und Diskotheken, private Feiern, beim Einkaufen und
im Urlaub am beliebtesten. Auf den hinteren Plätzen: Am Strand oder im Schwimmbad, in öffentlichen Verkehrsmitteln und im Fitnessstudio. Also, Ort schon
mal wichtig. Und dann kommt es eben nicht nur auf den angeblich perfekten Spruch an. Unter einem Vorwand angesprochen werden, ein Kompliment zu
bekommen oder etwas Originelles zu erzählen zieht meist am besten. Ganz wichtig laut der Parship-Umfrage.: Ein Lächeln und sogar vereinzelt Körperkontakt. Und laut Elitepartner kommt es dabei noch auf ein gepflegtes Äußeres, Intelligenz sowie Witz und Humor an. Eher unwichtig beim Flirten: Parfüm und Geld.


Was sind No-Gos?
Wer beim ersten Gespräch aufs Handy starrt, selbstverliebt über sich erzählt, vielleicht sogar noch über vergangene Beziehungen oder Geldangelegenheiten
spricht, ist wahrscheinlich gleich raus. Wenn sie diese NoGos beachten, können sie die ersten fünf Minuten schon mal überleben. Was auch unsympathisch
rüberkommt: Kaugummi kauen, betrunkenes Lallen und zu zweit aufkreuzen. Glauben Sie nicht? Irgendwo müssen die Statistiken ja herkommen, Menschen
müssen sowas also wirklich erlebt haben! Wie geht nun also Flirten?

Ob es einen Ratgeber für gutes Flirten braucht? Egal. Es gibt ein paar kleine Regeln, die Sie beachten können, um zumindest die Wahrscheinlichkeit für einen
Erfolg zu erhöhen. Zuerst einmal heißt es gelassen bleiben. Auch wenn das Herz rast und Sie wirklich nervös sind – keine Panik. Selbstsicherheit ausstrahlen,
wissen, dass es dem Gegenüber genauso geht und Millionen andere Menschen das auch schon hinbekommen haben.
Dann gilt es, Blickkontakt herzustellen. Nicht starren sondern den Blick auch mal wieder abwenden. Dann wieder aufnehmen. Es ist schließlich ein Spiel! Und dann den besten Moment abwarten und das Objekt der Begierde ansprechen. Was soll schon schief gehen? Körpersprache ist wichtig, ein aufrechter Gang, ein Lächeln aufsetzen, die Arme nicht verschränken, Offenheit ausstrahlen. Und dann heißt es, Interesse zu bekunden, dem anderen aufmerksam zuzuhören, quasi „am Ball zu bleiben“. Bis zur Frage nach der Telefonnummer und dem Vereinbaren des ersten Dates.

Was ist, wenn ich schüchtern bin?
Wenn sie Probleme haben, auf andere Menschen zuzugehen und jemanden anzusprechen, versuchen Sie, es langsam angehen zu lassen. Bekanntlich ist noch
kein Flirt-Meister jemals vom Himmel gefallen. Auch die absoluten Flirt-Kings haben mal klein angefangen. Und oft hat die Schüchternheit etwas mit dem
eigenen Selbstwert zu tun. Sie sollten sich also zuerst fragen, welche Stärken Sie haben, was Sie auszeichnet und besonders macht. Mit einem gesunden
Selbstbewusstsein flirtet es sich gleich viel besser. Mit einem Selbstwerttraining kann Ihnen natürlich auch ein Profi helfen, dafür brauchen Sie nur ein paar
Trainingseinheiten.

Erschienen auf rtl.de

https://www.rtl.de/cms/flirten-wie-gut-koennen-sie-es-machen-sie-den-test-5006995.html

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Louisa Noack
Sexualberaterin, Journalistin, Sprecherin
Mittelstr. 7
50672 Köln

Telefon: 0179 77 10 794
E-Mail: louisa@letstalkaboutsex.tv

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