STEFAN, ICH & MEINE ZEHEN

Schon mal ein Date gehabt mit jemandem, der auf Füße steht? Der Dir die Zehen ablecken will, Dir ungefragt neue Schuhe kauft oder Dich beim Kochen bittet, doch gern die Socken auszuziehen? Das hört sich im ersten Moment für Dich vielleicht erstmal etwas komisch an, ist mir aber tatsächlich schon passiert. Ich dachte ja auch immer, dass es sowas nicht gibt. Füße gehören ja nun eigentlich nicht zu den schönsten Körperteilen, die ein Mensch hat, oder?
Also, da hatte ich ein sehr verrücktes Date, von dem ich Dir erzählen muss. Stefan hatte ich vor ein paar Jahren kennen gelernt. Lokalpolitiker, zehn Jahre älter als ich. Sehr gepflegt, gut gekleidet. Wir hatten einen schönen Abend – wir waren erst etwas essen und später noch spontan im Kino. Wir telefonierten häufiger und ich dachte: Der könnte es sein. Das passt richtig gut.


Also waren wir bald etwas vertrauter und er hatte mich dann schließlich zu sich nach Hause eingeladen. Gemeinsam Kochen wollten wir und den Abend bei Kerzenschein und Wein genießen! Der Mann hat Stil! Das war ganz nach meinem Geschmack. Um den Einkauf hatte er sich auch
gekümmert. Perfekt! Dass ich die Schuhe ausziehen sollte, war erstmal kein Problem für mich. Es hatte einen Sommerregen gegeben, da gehört sich das für mich sowieso. Er machte eine fordernde Geste. „Die Socken auch!?“ – „Klar“, sagte er. Ok, dachte ich, ist ja warm, und der Parkettboden fühlte sich
auch wirklich ganz angenehm an. Aber ein bisschen später beim Kochen wurde es dann – jedenfalls für mich – etwas merkwürdig. Mit dem Satz „Deine Füße sind so wunderschön“ beugte sich Stefan plötzlich nach unten, streichelte sanft meine Knöchel, packte meine Füße mit den Händen, umschloss die Gelenke und kam mit dem Mund immer tiefer in Richtung Boden und – leckte mir tatsächlich die Zehen ab. Ganz ehrlich: Mir war es unangenehm. Nach einem langen Arbeitstag in Sneakern war ich mir sicher, dass meine Füße keinesfalls nach Vanille aus Marokko dufteten! Und wirklich schön finde ich meine Füße mit der langen zweiten Zehe, die ich von meiner Oma geerbt habe, nun eigentlich auch nicht. Tausend Dinge schossen mir durch den Kopf – Straßendreck, Schweiß, Fußpilz, Hornhaut, Zehenzwischenraum-Zeug. Aber ok, wenn er meint.

Ich konnte ja auch gar nicht so schnell reagieren, so schnell hatte Stefan seine Zunge da unten. Also was jetzt? Ist das wirklich einer, der auf Füße steht? Was soll ich nur tun? Wegziehen, genießen, peinlich berührt sein? Es ist ja nicht so, dass ich nicht offen für Neues wäre. Nur, Füße? Ich hatte bereits ein Glas Wein getrunken, heißt: Gedanken dazu wollte und konnte ich mir an diesem Abend lieber nicht machen. Und Stefan war abgesehen von diesem Fußfetisch-Überfall ja immerhin ein sehr netter Kerl. Und der Abend brachte dann sogar noch einen Vorteil: Eine Fußmassage! Himmlisch! …

Erschienen auf rtl.de

Was ist ein Fußfetisch?


Ein Fußfetisch (Fachbegriff Podophilie, vom griechischen Wort Podo für Fuß) beschreibt die sexuelle Vorliebe für Füße. Es gibt natürlich eine Menge verschiedenster Vorlieben. Viele Menschen stehen auf ein bestimmtes Körperteil – Brust, Beine, Po… Der Fußfetisch betrifft allerdings hauptsächlich Männer, die ihre sexuelle Lust, die Erregung und Befriedigung auf die Füße richten. Sex ist für sie unmittelbar mit dem Körperteil „Fuß“ verknüpft. Die sexuelle Erregung geschieht durch das Lecken an den Zehen, der klassischen Fußmassage oder einem so genanten „Footjob“, wo die Füße des Partners oder der Partnerin am Penis gerieben werden – oder andersherum.

Wie intensiv die Vorliebe ausgeprägt ist, ist natürlich von Mann zu Mann unterschiedlich. Der eine mag sie gern anschauen, ein anderer muss sie küssen, streicheln, „benutzen“. Übrigens stehen nur sehr wenige Frauen auf Füße – wahrscheinlich liegt es an den vermeintlich gepflegten und zarten Frauenfüßen im Gegensatz zu den wohl oft „stinkenden Latschen“ eines echten Kerls. 🙂 Was für ein Vorurteil!

Bin ich normal?


Ein Fetisch oder eine spezielle Vorliebe ist, wie gesagt, etwas ganz normales. Problematisch wird es allerdings, wenn der Fetisch wirklich zwanghaft wird und also nur noch über dieses eine Objekt, in diesem Falle also der Fuß, überhaupt eine Erregung erreicht werden kann. Also eine sexuelle Erregung auf keine andere Art und Weise mehr stattfinden kann. Alles dreht sich um den Fuß. Was auch nicht gut ist: Wenn einer der Partner unter dem Fetisch des anderen leidet. Also gar
keine Lust daraus hat, seine Füße herzugeben sondern im Gegenteil eher Unlust empfindet und den sexuellen Kontakt dann nur noch als Belastung empfindet.

Ein Erlebnis aus der Kindheit?


Es gibt übrigens ganz verschiedene Theorien darüber, wie ein solcher Fetisch entsteht. Ginge es nach dem berühmten österreichischen Arzt und Psychoanalytiker Sigmund Freud oder den Traumatherapeuten, die sich mit frühen Prägungen beschäftigen, entsteht der Fußfetisch durch ein
Erlebnis (oder auch mehrere) in der Kindheit, das wiederum eine unbewusste Verbindung zwischen Fuß und sexuellen Gefühlen geschaffen hat. Zum Beispiel, wenn ein Kind durch den Fuß eines Erwachsenen stimuliert wurde, damit Glücksgefühle und Freude verbindet oder Fuß im Spiel
eine Role gespielt hat. Es gibt auch die neurobiologische These, dass die Nervenbahnen von Fuß- und Genitalbereich nahe beieinander liegen und sich hier Impulse (zumindest bei manchen Menschen) gegenseitig bestärken können. Das heißt: Berühre ich den Fuß, erregt mich das. Der Fuß wird somit zu einer hocherogenen Zone. Was es alles gibt! Es gibt übrigens Fetische, die wirklich auch sehr interessant sind. Zum Beispiel Menschen, die auf Luftballons stehen. Die sexuelle Erregung entsteht dabei durch Reiben und Spielen mit den Ballons. Selbst das Geräusch und das Material kann erregend sein. Oder Menschen, die Spaß daran haben, ihren Partner oder ihre Partnerin zu füttern. Sex nach einem 16-Gänge-Menü? Warum nicht? Oder, auch sehr spannend: Adult Baby: Einer der Partner verkleidet sich als Baby bekommt die Windeln gewechselt, wird umsorgt, gefüttert – und spricht dabei in Baby-Sprache. Sie dürfen auch gern mal im Internet schauen, was eine „Golden Shower“ ist!

Alles halb so wild!


Was auf jeden Fall wichtig ist: Wer einen Fetisch hat, ist keineswegs irgendwie komisch, nicht normal oder gar eklig. Die meisten Menschen stehen auf irgendwas Besonderes beim Sex. Es ist erlaubt, was gefällt. Ein Fetisch ist nichts Verwerfliches. Allerdings redet nur die Hälfte aller Fetischisten überhaupt offen über ihre Vorlieben – wie immer ist Kommunikation das Zauberwort. Und solange beide Partner damit einverstanden sind, niemand zu Schaden kommt und sich der Fetisch ins das Sexleben integrieren lässt, ist gegen eine sexuelle Vorliebe nichts einzuwenden. zu schaden, ist alles gut! Und wenn es doch mal deswegen Konflikte gibt, können Sie sich immer an einen Profi wenden.

Erschienen auf rtl.de

https://www.rtl.de/cms/haben-sie-einen-heimlichen-fussfetisch-machen-sie-den-test-5010767.html

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Louisa Noack
Sexualberaterin, Journalistin, Sprecherin
Mittelstr. 7
50672 Köln

Telefon: 0179 77 10 794
E-Mail: louisa@letstalkaboutsex.tv

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